Der DRK-Kreisverband Wittlage e. V. wird am 29.08.2020 sein 150jähriges Bestehen im feierlichen Rahmen begehen
Die DRK-Sozialarbeit gründet sich auf Gräfin Else!
Das Jubiläum ist Anlass für den DRK-Kreisverband Wittlage e.V. über geschichtliche Zusammenhänge im Vorfeld des Jubiläumsjahres zu informieren.
Aus Anlass des 120jährigen Jubiläums wurde am 6. und 7. Juli 1990 auf dem Gelände der „Burg Wittlage“ ein Festwochenende mit Festakt auf der Diele im Heuerhaus, mit Volksradfahren, Sternwanderung, Bootfahrten auf dem Mittellandkanal und „Erbsensuppe aus der Gulaschkanone“ veranstaltet, bei sommerlichen Temperaturen und großer öffentlicher Teilnahme. Elke Greve und andere DRK-Aktive gestalteten eine umfangreiche Festschrift zum Jubiläum.
Der einstige Schlossherr Albrecht Freiherr von dem Bussche-Ippenburg lieferte vor gut 30 Jahren geschichtliche Daten für die ersten Schritte in Sachen einer organisierten Rot-Kreuz-Arbeit im Altkreis Wittlage. Danach habe der Großvater des Adeligen, nämlich Friedrich-Wilhelm Graf von dem Bussche-Ippenburg, genannt von Kessel, am 25. Juli 1870 in Wittlage mitgeteilt, dass zuvor ein „Localverein für das Amt Wittlage zur Pflege verwundeter und erkrankter Kriegsteilnehmer“ gebildet worden war – ein Vorläufer der humanitären Rot-Kreuz-Arbeit schlechthin. Der Verein führte in allen Dörfern des Altkreises Wittlage monatliche Sammlungen durch, um die Geldmittel für die Kriegsinvaliden einzusetzen. Die Not der verletzten Kriegsteilnehmer aus den ärmeren Bevölkerungsschichten war damals unvorstellbar groß.
Gegründet wurde gleichzeitig ein Frauenverein, der für die Bereitstellung von Lazarettgegenständen und Heil- und Hilfsmittel sorgen wollte. Vorsitzende dieses Frauenvereins wurde damals Gräfin Else von dem Bussche-Ippenburg, die ihren Altersruhesitz Jahre später in der Leuchtenburg in Eielstädt hatte. Gräfin Else war eine „Wohltäterin“ und sehr verantwortungsbewusst – sie hat sich in vielfältiger Weise für die Bedürftigen in der damaligen Zeit eingesetzt – mit ihrem Namen, ihrem Einfluss und auch mit ihrem privaten Vermögen. An Gräfin Else erinnert heute noch ein Straßenname in der Ortschaft Eielstädt, unweit des Altenzentrums Simeon und Hannah. „Gräfin-Else-Weg“ ist der einzige Straßenname in der gesamten Ortschaft, der einer bedeutenden Person der Zeitgeschichte gewidmet ist. Sie kümmerte sich bis an ihr Lebensende um die Betreuung älterer und pflegebedürftiger Menschen mit ihrer Stiftung. In ihrer Stiftungsschrift schreibt sie: „Die Armen und Alten haben es damals im Kirchspiel nicht gut, sie werden, wenn alleinstehend und arbeitsunfähig, „ausgetan“, an den, der das wenigste Kostgeld verlangt, und müssen oft in ungeheizten Kammern schlafen. Die Frau Gräfin, wie sie von den Eielstädter Dorfbewohnern bewundernd genannt wurde, spendete nicht nur Geld und Gut, sondern gab den sozial Schwachen auch eine Stimme und ihre Herzenswärme. Gräfin Else verstarb am 5. Januar 1919 im Alter von 85 Jahren in ihrem Altersruhesitz Leuchtenburg in Eielstädt. In ihrem Nachruf stand: „Besser wie Gebete aber sind lebendige Liebeswerke! Wer Liebe säet, wird Liebe ernten.“
Für den DRK-Kreisverband Wittlage e.V. ist es deshalb eine angenehme Pflicht, an das verdienstvolle Wirken von Gräfin Else zum 150jährigen Jubiläum zu erinnern, legte sie doch einen Grundstein für das Rote-Kreuz als humanitärer Hilfsorganisation und für den DRK-Sozialdienst im Altkreis Wittlage. Viele Frauen und Männer folgten ihrem Beispiel in den vergangenen Jahrzehnten, indem sie sich ehrenamtlich und unentgeltlich in den Dienst der Hilfsorganisation stellten.
Damals waren Vereine und Institutionen fast ausschließlich männlichen Mitgliedern vorbehalten; sowohl rechtlich als auch moralisch waren Frauen eher nicht geduldet. Die Frauenvereine und das Rote Kreuz waren eine Ausnahme, die gesellschaftlich toleriert wurden. In Kriegs- und Notzeiten waren es überwiegend die Frauen als Mütter und Großmütter, die die Höfe bewirtschafteten so gut sie konnten und die den Invaliden als Kriegsheimkehrern halfen.
Im DRK-Kreisverband Wittlage sind deshalb traditionell die Frauen gleichberechtigt in vielen Funktionen tätig und leisten beispielsweise im DRK-Sozialdienst wertvolle Dienste – insofern hat das DRK hier geschichtlich sicher eine Vorreiterrolle übernommen. Gegenwärtig sind in den fünf Ortsvereinen innerhalb des DRK-Kreisverbandes Wittlage e.V. viele Helferinnen, die berufstätig oder schon im Rentenalter sind, in den verschiedenen Arbeitsfeldern tätig, etwa den Kleiderkammern, künftig dem Service der „Wittlager Mahlzeit“, dem Sozialdienst, bei den jeweiligen Blutspende-Terminen sorgen sie für die Verpflegung und Betreuung der Blutspender, aber auch im aktiven Sanitätsdienst. Jede „helfende Hand“ ist im hiesigen DRK willkommen, kann sich sozial in den einzelnen Ortsvereinen engagieren.
Einzelne Helferinnen und Helfer sind in ihrer ehrenamtlichen Funktion sicher Vorbild für gesellschaftliches Verhalten, einige stehen dabei stellvertretend für viele andere Männer und Frauen, die kontinuierlich über viele Jahrzehnte im DRK mitgewirkt haben. Irmgard Fehrmann aus Hüsede, die vor einigen Wochen ihr 80. Lebensjahr vollendete, steht 50 Jahre im Dienst des DRK-Ortsvereins Bad Essen; sie hat einst die Blutspende-Aktionen vor Ort organisiert. Vor 40 Jahren absolvierte sie einen sechsmonatigen Lehrgang für Schwesternhelferinnen, gemeinsam mit anderen Frauen aus dem Altkreis. Noch heute unterstützt Irmgard Fehrmann den DRK-Sozialdienst an der Seite von Christa Warning und sie hat es nie bereut, sich über fünf Jahrzehnte im Roten Kreuz sozial in ihrer Freizeit zu betätigen.
Das DRK Präsidium vom DRK Kreisverband Wittlage e. v. unter Leitung von DRK-Präsident Rainer Ellermann hat sich dafür ausgesprochen, dass das 150jährige Jubiläum in vielfältiger Weise gewürdigt werden soll und alle aktiven oder passiven DRK-Mitglieder zur Unterstützung aufgerufen. Auf der Homepage des DRK-Kreisverbandes sowie der der einzelnen Ortsvereine können sich Interessierte über das Jubiläum und die Aktivitäten informieren. Die aktuell gestaltete Homepage www.drk-wittlage.de wird von Rainer Ellermann neben seinem Amt als Kreisvorsitzender betreut.
Eckhard Grönemeyer