Das Ehrenamt im DRK und in der Gesellschaft
....wird es die freiwillige und ehrenamtliche Mitarbeit in einer freiwilligen Sanitätsorganisation mittel- und langfristig überhaupt noch geben?
Das „Internationale Rote Kreuz“ weltweit und die nationalen Rot-Kreuz-Gesellschaften gründen sich auf die international anerkannten Grundsätze. Diese bestimmen die partei- und gesellschaftspolitische Neutralität, unabhängig und somit offen für Angehörige unterschiedlicher Religionen und Kulturen und nur der Hilfe von Menschen in Not verpflichtet. Das DRK setzt keine Staatsangehörigkeit voraus, auch Menschen mit einem vorübergehenden Aufenthalts-Status in der Europäischen Union können Mitglied im DRK werden, ebenso Menschen mit einem Migrationshintergrund.
Im DRK gibt es die „aktive Helferschaft“, die sich nach entsprechender Ausbildung in den DRK-Bereitschaften des jeweiligen DRK-Ortsvereins, im Bereich Wohlfahrt und Soziales oder nur in der Breitenausbildung engagieren.
Die Aufnahme erfolgt in einem als gemeinnützig anerkannten Verein, und der oder diejenige, die den Antrag unterschreibt, wird als „Vereinsmitglied“ geführt. Die üblichen personenbezogenen Daten werden unter Beachtung der Datenschutzgrundverordnung gespeichert, ebenso die Angaben zu Führerscheinen, der beruflichen Ausbildung und die Angabe eines Arbeitgebers.
Warum diese Angaben? Die aktive DRK-Helferschaft ist während der Teilnahme an Dienstveranstaltungen beim Unfallversicherungsverband versichert. Die aktiven Mitglieder zahlen keinen Mitgliedsbeitrag. Sie erhalten je nach Tätigkeit im DRK die vorgesehene Dienstkleidung kostenfrei zur Nutzung überlassen. Die Mitglieder als Sanitätshelfer z.B. erhalten eine fundierte Ausbildung bis zu Fachlehrgängen, wobei die erlangten Fähigkeiten und Kenntnisse auch in Beruf und Haushalt nützlich sein können. Außerdem gibt es Gemeinschaftsveranstaltungen, die auf geselliger Ebene den Zusammenhalt fördern. Es ist also nicht nachteilig, sich als Mitglied und aktiver Helfer im DRK zu verpflichten. Es gibt auch keine Mindestvertragslaufzeit; so wie der Eintritt freiwillig ist, so ist auch der Austritt bzw. die Beendigung der Mitgliedschaft jederzeit möglich. Die Angabe zum möglichen Arbeitgeber ist deshalb sinnvoll, weil unter Umständen bei einem längeren Einsatz während der Arbeitszeit der Arbeitgeber auf Nachweis die Lohnkosten erstattet bekommen kann, also gibt es eher keinen Verdienstausfall bei angeordneten Einsätzen.
Im Bereich „Wohlfahrt und Soziales“, wo es um vielfältige Betreuungsaufgaben gehen kann, etwa bei Blutspende-Diensten, in Kleiderkammern oder auch um die Notfallversorgung von Helfern im Einsatz und Menschen in Notlagen, gibt es fast keine Altersbegrenzung. Jedermann und –frau kann nach dem körperlichen Leistungsvermögen eingesetzt werden. Viele ältere aktive DRK-Mitglieder, aber ebenso jüngere, finden große Erfüllung im Dienst der Hilfsorganisation DRK.
Die Seite 2 des Aufnahme-Antrages. Zur Erläuterung, ein erweitertes Führungszeugnis benötigen aktive Mitglieder, die speziell im Bereich der DRK-Jugendarbeit eingesetzt werden. Das Führungszeugnis ist für das Mitglied kostenfrei. Es ist gesetzlich erforderlich, wenn Menschen in der Betreuung von Kindern und Jugendlichen eingesetzt werden. Minderjährige benötigen selbstverständlich die Zustimmung der oder des Erziehungsberechtigten.
Da heute Datenschutz eine wichtige Angelegenheit ist, können die DRK-Mitglieder ihr Einverständnis erklären, wenn sie im Rahmen von DRK-Veranstaltungen auf Fotos abgebildet werden und diese in Presseorganen oder der Homepage veröffentlicht werden.
Es besteht nach dem Vereinsrecht kein Rechtsanspruch auf Aufnahme in das Rote Kreuz als Mitglied eines DRK-Ortsvereins. Die Aufnahme kann ohne Begründung abgelehnt werden, was jedoch im DRK Kreisverband Wittlage recht selten und nie willkürlich erfolgt.
Neben den aktiven Mitgliedern gibt es „passive Mitglieder“, die sich zur Förderung des DRK verpflichten und jährlich einen angemessen Geldbetrag zahlen, der in der Regel einmal jährlich abgebucht wird und der u.U. steuerlich abgesetzt werden kann als Spendenbetrag. Früher zählten 2 Prozent der Bevölkerung des Landkreises Wittlage zu den passiven und fördernden Mitgliedern.
Der DRK-Kreisverband Wittlage benötigt sowohl aktive und passive Mitglieder, um die vielfältige Arbeit vor Ort durchführen zu können.
Für eine humane Gesellschaft ist ehrenamtliches Engagement fast lebenswichtig. Der Landkreis Osnabrück und die Gemeinden im Wittlager Land wissen um die Bedeutung des ehrenamtlichen Dienstes, nicht zum Eigennutz, sondern für die Allgemeinheit; deshalb werden Anreize gesetzt mit der „Ehrenamtskarte“, die ehrenamtlichen Kräften im karitativ-sozialen Dienst Vorteile bietet, etwa verbilligter Eintritt für öffentliche Einrichtungen oder die „Blaulichtkarte“ für die ehrenamtliche Helferschaft im Katastrophenschutz bzw. in den DRK-Bereitschaften. Namhafte heimische Betriebe und Unternehmen gewähren aufgrund der gültigen „Blaulichtkarte“ und dem Dienst- und Mitgliedsausweis Preisnachlässe bis zu 10 Prozent auf Waren und Dienstleistungen.
Die Helferschaft im DRK und den anderen Hilfsorganisationen arbeiten freiwillig und unentgeltlich. Um diesen Dienst für die Allgemeinheit ein wenig anzuerkennen, gibt es diese sinnvollen Anreize, die womöglich noch ausbaufähig sind.
Ausblick in die Zukunft: Gibt es zukünftig noch Menschen in der Gesellschaft, die bereit sind, sich dauerhaft in Hilfsorganisationen ehrenamtlich zu engagieren? Besonders im großstädtischen Bereich gibt es schon jetzt Engpässe, weil keine Nachwuchskräfte in ausreichender Zahl gefunden werden? Der DRK-Kreisverband Wittlage e.V. und die angeschlossenen DRK-Ortsvereine würden sich folglich über neue Mitglieder freuen, die entweder aktiv an den vielfältigen Aufgaben der Sanitätsorganisation mitwirken wollen oder die als passive Mitglieder mit einer jährlichen Geldsumme die notwendige Arbeit unterstützen.
Im DRK-Kreisverband Wittlage ist es nicht oder kaum gelungen, Personen, die in dritter oder gar vierter Generation als deutsche Staatsangehörige mit türkischen Wurzeln hier seit Jahrzehnten leben, für die freiwillige und ehrenamtliche Mitarbeit im DRK zu gewinnen. Der DRK-Ortsverein Bad Essen bemüht sich seit vielen Jahren um Kontakte zur örtlichen türkischen Moschee-Gemeinde. In den Räumen der Moschee-Gemeinde findet jährlich ein DRK-Blutspende-Termin in Kooperation statt. In anderen Regionen und bei anderen Hilfsorganisationen gibt es eine ähnliche Situation. Was mögen die Ursachen dieser Nichtbeteiligung sein?
Oftmals gehen viele Menschen auf die Straße, um für elementare Ziele einzutreten, die Umwelt, die Flüchtlingssituation, Hunger und Elend auf der Welt – dies mag sinnvoll und richtig sein, aber nur für oder gegen eine Sache zu demonstrieren, ist nicht ausreichend. „Unsere Gesellschaft“ lebt vom Miteinander, von der Ehrenamtlichkeit und dem freiwilligen Engagement in Vereinen und Einrichtungen, die allen Menschen ohne Ansehen der Person in Notlagen und Katastrophen helfen wollen. Deshalb sind diese Institutionen auf die freiwillige Mitarbeit angewiesen.
Text und Bilder: Eckhard Grönemeyer