Das Ehrenamt im DRK
Karla Fritz aus Lintorf leitete 25 Jahre die offenen Nachmittage im Rahmen des DRK-Sozialdienstes – ein Rückblick
Elly Wübbeler, die einst weithin bekannte Heimatschriftstellerin vorwiegend in der plattdeutschen Sprache, freie Mitarbeiterin für das „Wittlager Kreisblatt“ sowie etliche Jahre Leiterin des DRK-Sozialdienstes im Kreisverband Wittlage, gründete die für jedermann und –frau offenen DRK-Nachmittage in Lintorf. Die evangelische Kirchengemeinde Lintorf unterstützte dieses Angebot durch die Bereitstellung des kirchlichen Gemeindehauses. Die traditionelle Veranstaltungsreihe war unter der Federführung durch das DRK nicht konfessionell gebunden. Insofern wurde in Lintorf schon sehr früh ein Zeichen der Ökumene gesetzt, als es andernorts vor etwa 40 Jahren noch Ausgrenzungen gab und Trennendes statt Verbindendes im Focus standen.
Vor mehr als Dreijahrzehnten kam Karla Fritz aus dem hohen Norden nach Bad Essen und Lintorf, wo sie mit ihrem Lebenspartner ein Eigenheim errichtete mit einem großen Blumengarten, den sie noch heute mit großer Hingabe hegt und pflegt. Karla Fritz hatte als Kind schon Flucht und Vertreibung miterlebt und die Einquartierung auf einem kleinen norddeutschen Bauernhof. Vielleicht kann nur jemand, der Not und Elend selbst erfahren hat, tiefe Dankbarkeit und Zufriedenheit auch in kleinen Alltagsdingen empfinden. Als Kind fiel es ihr leichter, die plattdeutsche Sprache ansatzweise zu verstehen, die damals auf den bäuerlichen Höfen praktiziert wurde.
Lintorf sei damals ein ziemlich geschlossenes Dorf gewesen, jeder kannte jeden. Für Fremde war es anfangs schwierig, in die Dorfgemeinschaft aufgenommen zu werden. Heute spielt die dörfliche Bindung kaum noch eine Rolle. So war es Elly Wübbeler, die Karla Fritz ermutigte, ihre Nachfolgerin als Leiterin der offenen Nachmittage im östlichen Gemeindebereich zu werden. Karla Fritz willigte nach Bedenkzeit ein und sie übte dieses Ehrenamt innerhalb des DRK-Ortsvereins über 25 Jahre aus.
In einer Feierstunde im Gasthaus Böhning in Wimmer wurde sie nach einem Vierteljahrhundert zuverlässiger ehrenamtlicher und unentgeltlicher Mitarbeit im DRK festlich durch den DRK- Vorsitzenden Dr. Josef Hoffschröer verabschiedet. Geblieben sind ihr viele prall gefüllte Ordner mit Erinnerungen, Zeitungsberichte, Veranstaltungspläne und Fotos und das gute Gefühl der Selbsterfüllung. Die Nachmittagsrunde, zu denen zwischen 30 und 50 Gäste kommen, findet bis zu 10 Mal im Jahr statt, die Sommerpause ausgenommen, so dass Karla Fritz in den 25 Jahren rund 250 unterhaltsame und abwechslungsreiche Nachmittage gemeinsam mit ihrem freiwilligen Helferteam organisierte. Die DRK-Sozialdienstgruppe betreute auch die Blutspende-Termine in Lintorf und Rabber.
Karla Fritz hat dieses Ehrenamt in der ihr eigenen Art geprägt. Es war nicht nur Kaffeetrinken mit einem Plausch angesagt, sondern ein durchaus anspruchsvolles Programm mit Vorträgen zu unterschiedlichen Themen, unterhaltsam meist, den Geist anregend, Besichtigungsfahrten mit der Vermittlung heimatkundlicher Kultur und im Oktober eines jeden Jahres gab es ein bei der Teilnehmergruppe beliebtes Herbstbüffet. Jedes Jahr gab es ein bestimmtes Motto, etwa das Brotgetreide, wie wächst es, wie wird es geerntet und verarbeitet – alle Helferinnen brachten dann vorbereitete Kostproben unterschiedlicher Backwaren mit. Thema war die so vielseitige „Kartoffelknolle“, aber auch die Sojabohnen als Importe oder Kulinarisches aus unterschiedlichen Kulturen. All diese Veranstaltungen wollten sorgfältig vorbereitet werden, so dass die gelernte Buchhändlerin Fritz viele Bücher wälzte, um die speziellen Informationen sachgerecht und verständlich an die Teilnehmer weiterzugeben. Google und Wikipedia kannte man damals als Informationsquelle noch nicht. Karla Fritz bereitete sich intensiv jeweils vor und die Aktenbände geben noch heute Zeugnis von den Recherchen, die sie im Selbststudium anstellte. Eine bemerkenswerte Leistung, alles ehrenamtlich und unentgeltlich, nur für zufriedene Teilnehmer und deren Dankesworte. Am 30 Juni 2013 feierte die Nachmittagsgruppe den damals 80. Geburtstag des DRK-Ortsvereins Lintorf-Rabber mit einer Kaffeetafel in der damaligen Unterkunft am Rabber-Kirchweg. Die Nachmittagsrunde spendete einen Obolus für ein und später zwei Patenkinder in ärmlichen Verhältnissen in Südamerika. Heute, da die Gesellschaft gegenwärtig eine Virus-bedingte Krise erlebt, sprechen wir oft von „Helden des Alltags“, also Menschen, die sich für das Gemeinwohl einsetzen. Karl Fritz aus Lintorf und ihr verlässliches Team ehrenamtlicher Helferinnen im DRK haben sich für andere eingesetzt, ihr Tun hat prägenden Vorbildcharakter. Ohne solch ein ehrenamtliches Engagement auf vielen sozialen Gebieten ist die Gesellschaft arm! Das Wittlager Kreisblatt berichtete über die Verabschiedung von Karla Fritz, noch im Beisein ihrer Vorgängerin Elly Wübbeler und ihrer Nachfolgerin Christa Warning und ihr Team, die die DRK-Nachmittagsrunde fortsetzen.
Der DRK-Kreisverband Wittlage, der 2020 auf sein 150jähriges Bestehen zurückblicken kann, würdigt die vielen verdienstvollen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, wie DRK-Kreispräsident Rainer Ellermann in seinem Grußwort für die umfangreiche Festschrift hervorhebt.
Foto und Text: Eckhard Grönemeyer